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Ruedi Baur – Des-/Dis-/Orient/ation/ierung 2

Neuland zu entdecken ist dagegen die Mission des ebenfalls bei Lars Müller erschienenen 380 Seiten starken Buches „Orientation/Disorientation 2“. Es entstammt dem Schweizer Designforschungs-Institut Design2Context, angesiedelt an der Zürcher Hochschule der Künste. Während der erste Band gleichen Titels Bildwelten beschrieb, kümmert sich der zweite nun um handfeste, theoretische Statements, bei denen die Form Inhalt und der Inhalt Form ist. Denn den Einstieg ins Thema wird dem Leser in Form von lose aus dem Buch herausfallenden Abbildungen vermittelt – und dem großen Schriftzug „this book begins here“. Aha! Und genauso vergnüglich und überraschend geht es in den 31 teils wissenschaftlichen, teils künstlerischen Texten rund um Orientierung und deren Gegenteil weiter. Welche kritischen Potenziale der Reflexion, der Veränderung, der Bewegung lassen sich aus den verschiedenen Praktiken der Sichtbarmachung gewinnen? Wie sieht die Welt aus, wenn wir sie tatsächlich durch eine kritische Praxis von Design, Entwurf und Gestaltung reflektieren? Ausgangspunkt ist die Signaletik, die Wegeleitung. Womit wir wieder beim Atlas wären. Aber auch gesellschaftliche, psychologische, politische und lebenspraktische Phänomene der Orientierung und ihrer Krise werden in diesem Buch vorgestellt. So zeigt es, dass im Design nicht nur Objekte als Vorlage für neue Interpretationsweisen der Welt wichtig sind, sondern sich auch theoretische Positionen herausbilden, die als Grundlage für eine Diskussion von Design als Ganzem dienen können. Und das kommt, wider Erwarten, alles andere als trocken daher.