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Deutsches Designmuseum, Museumsverwaltung

Der Rat für Formgebung plant ein Deutsches Designmuseum. Den Prozess dafür will er offen halten und vorerst Vorschläge über die Website www.deutschesdesignmuseum.de sammeln.

Vorarbeit hat der Rat in Form der Gründung einer Stiftung geleistet, die die Initiative finanziell stützen soll. “Wir wollen kein Museum, in das man einfach eine Sammlung hineinstellt und dann hat, was alle haben”, betonte Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung heute in Berlin. Laut Dietzold und Kupetz, die die Idee heute auf einer Pressekonferenz in Berlin präsentierten möchte man vorerst einen ergebnisoffenen Diskurs über Sinn und Zweck und vor allem Format eines zeitgenössischen Designmuseums führen.

ratfuerformgebung dietz, kupetz, albus

Dazu hat man im Juli in Berlin ein Kuratorium einberufen, das die Ideenfindung inhaltlich auf Touren bringen soll: Von Designprofessor Volker Albus über Bazon Brock bis hin zu Sammler Boros oder auch Vertretern des Handels mit Hans-Peter Jochum oder “Enfant Terrible” Rafael Horzon sind illustre Namen vertreten.

Nun will man den Diskurs, die Ideengenerierung ins Netz verlagern und gibt dem Publikum Steilvorlagen in Form von Statements der Kuratoriumsmitglieder. Diese werden dazu noch in Form einer Zeitschriftenbeilage unters Volk gebracht.

Das Gespräch über diese Thesen soll auf der Internetseite der Stiftung seinen Platz haben, bewerkstelligt durch Kommentarfunktionen unter den jeweiligen Statements mit Portrait und Kurzlebenslauf. Und da beginnt bei mir das Straucheln:

Design ohne Thinking?
Mir scheint, dass der Rat für Formgebung die Möglichkeiten, die Ideengenerierung und den Diskurs zeitgemäß zu gestalten noch vernachlässigt. Zumindest angesichts Designerischer Methodik wie Open Design, Design Thinking und dem Crowdsourcing. Ich weiß, das alles sind Anglizismen, aber dennoch steckt ein Wissen dahinter, dass eben einen neuen Designbegriff repräsentiert und vor allem neue Verhandlungsformate vorgibt, die auch junge Menschen ansprechen. Denn was predigen wir denn in den Universitäten? Wie sollen Menschen zu Meinungen kommen? Wie sollen sie ihre Vorstellung von einer Institution eines Designmuseums einbringen? Schriftlich?

Leider strahlt diese Website selbst den semantischen Code eines Museums aus – die Botschaft ist hier gar nicht die User-Beteiligung, sondern irgendwie jetzt schon der white Cube eines Museums, während die Struktur der Seite einen an die Museumsverwaltung erinnert.

Aber man kann es noch ändern, denn die Initiative steht noch am Anfang.
Es wäre gut, wenn man sich von dieser lähmenden Linearität befreien könnte und den Diskurs mit den Stärken gestalterischer Prozesse führen könnte. Mit Kommunikation, die mehr ist als eine Einbahnstraße sondern digital und analog vereint und die Leute wirklich miteinander in Dialog treten lassen kann, zum Beispiel durch moderierte Aktionen, die die digitale Diskussion stützen. Museen sind Stätten der Zukunft, also sollten besonders junge Menschen gefragt werden, wie sie sich ein Museum für Design vorstellen.

Gerne stehen wir von www.designkritik.dk mit unseren Erfahrungen, Fehlern und Ängsten bereit, dabei mitzuhelfen.

6 Kommentare

  1. Kai Rosenstein,

    In der Tat erstaunlich, dass gerade der Rat sich des Themas annimmt. Wie schon vor einigen Tagen in der Süddeutschen Zeitung zu lesen, ist er ja nicht gerade die Institution, die bisher durch einen breiten Diskurs oder substanzielle Beiträge zur Frage “Wie Design ausstellen?” auffällig geworden ist. Ganz im Gegensatz zu einige (deutschen) Museen, die sich, schon allein aufgrund der dort bestehenden Sammlungen, mit viel Bedarf, Interesse und Engagement dieser Frage widmen.

    Ein Forschungsantrag, der auf breite Unterstützung innerhalb der Museumslandschaft gestossen ist, wurde von der schweizer Forschungsförderung im vergangenen Jahr abgelehnt. Ich würde es begrüssen, wenn der Rat an dieser Stelle deutlicher eine moderierende (und Türen öffnende) Funktion übernehmen würde und nicht so sehr versucht “mit dem Kopf durch die Wand” etwas eigenes auf die Beine zu stellen.

    Nachdem nun also ein öffentlichkeitswirksamer erster Schritt getan ist, sollte unbedingt inhaltlich, wissenschaftlich und diskursiv gearbeitet werden – ob dazu das Internet ausreicht muss man sehen. Freuen würde mich, wenn alle, die dazu beitragen können (und vielleicht schon ein wenig weiter sind), vom Rat an diesem kontinuierlichen Prozess beteiligt werden…

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