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It’s not easy being green

Dass Designer sich für Nachhaltigkeit interessieren, hört man allenthalben. Wenn es aber darum geht, das gemütliche Studio zu verlassen fängt im Allgemeinen die Unannehmlichkeit für die meisten an. Eventuell ist das auch einer der Gründe für die Beliebtheit von Infografiken (sic!). Zwei, die es sich nicht so einfach machen sind Paula Raché und Aart van Bezoyen. Sie reisten 2011 sechs Monate um die Welt, um sich einen lebendigen Eindruck dessen zu verschaffen, was ganz unterschiedliche Akteure zum Thema Nachhaltigkeit in Design und Material vorzuschlagen haben.

Das Buch „It’s Not Easy Being Green: Two Designers Exploring Sustainability Worldwide“ ist die 2012 erschienene Publikation von Aart van Bezooyen und Paula Raché, die die sechsmonatige Reise um die Welt aufarbeitet – und sie scheint genau die richtige Lektüre für den Start in das neue Jahr zu sein! Inspirierend, fernweh-triggernd und optimistisch hilft es über den Fatalismus des Jahresendes hinweg.

Zusammen mit etwa 60 Designern, Unternehmern und Weltverbesserern aus Brasilien, Argentinien, Chile, Neuseeland, Australien, Indonesien, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Singapur, Malaysia und Japan teilen sie persönliche Erfahrungen, Projektbeispiele und kulturellen Kontext, um Alternativen für die Zukunft aufzuzeigen.

Beide Autoren glauben daran, dass es wichtig ist seine Erfahrungen zu teilen und von einander zu lernen. Das Buch liefert dazu den Kontext: Neben der Vorstellung von Recycling-Initiativen und findigen Ideen zwischen Alltag und Katastrophe erfährt man die wichtigsten Fakten zu 12 Ländern und vor allem die geeigneten Ansprechpartner für zukünftige eigene Aktionen, deren Kontaktadressen neben einem umfangreichen Glossar das Buch bereichern.

Die essentielle Erkenntnis der Weltreise ist, dass sich unterschiedliche kulturelle Kontexte oft etwas sehr unterschiedliches unter “Nachhaltigkeit” vorstellen, gleichzeitig illustriert es diese scheinbar unüberbrückbaren Differenzen der Lebensstile auch als Chance, mit eigenen Vorstellungen aufzuräumen. “It’s not easy being green” (gleichzeitig ein Zitat von Kermit dem Frosch) findet die Menschen in all ihrer Schwierigkeit und Schönheit und zeigt dass Design etwas zur Kommunikation zwischen den Menschen beizutragen hat – und nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern, sondern auch in Industrienationen.

Natürlich kommt das Buch nicht ohne Appelle und Klischees aus, doch wenn man sich anschaut, welch teilweise glamouröser Kitsch hier portraitiert wird (z.B. eine Klein-Pagode aus golden gestrichenen Autoreifen aus Pnom Phen, Kambodscha), dem geht das Herz auf angesichts dieses Pragmatismus.

Dieses Buch hat kein Preisschild, Spenden kommen Viva con Agua zu Gute, einer gemeinnützigen Organisation, die Menschen in Entwicklungsländern einen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ermöglicht. Aart und Paula glauben daran, dass Lesevergnügen und eine gute Sache zu unterstützen gut zusammengehen.

Mit mehr als 250 inspirierenden Farbfotos von Menschen, Orten, Dingen und Materialien, gerade richtig, um sich auf das neue Jahr einzustimmen.

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Ein Kommentar

  1. Das Wort Nachhaltigkeit wird heute doch recht inflationär gebraucht. Man möchte fast von einem Modebegriff sprechen. Auch im Bereich Grafikdesign ist das nicht anders. Doch wer als Designer oder Agentur Nachhaltigkeit tatsächlich leben möchte, muss die manchmal bequemen, konventionellen Pfade verlassen, seine Denkweise verändern und sich dem Mehr an Verantwortung stellen. Dabei lohnt es sich, nachhaltige Druckerzeugnisse zu entwickeln, zu gestalten und zu produzieren. So ist es nicht nur möglich, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Mit nachhaltigem Design lassen sich zudem enorme Kosten sparen. Das Buch hat mein Interesse geweckt und ich freue mich darauf zu erfahren, wie andere Länder mit dem Thema Design und Nachhaltigkeit umgehen.

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